Das Liebste verlieren ist ewiger Schmerz.
Abschied nehmen heißt nach vorne schauen
Der Tod und das Abschied nehmen gehören untrennbar zum Leben dazu.
Jeder Mensch weiß es, doch der Gedanke an das Sterben wird gerne und oft verdrängt. Sowohl, wenn es um die eigene Endlichkeit geht als auch um das Sterben eines geliebten Menschen. Das ist nur zu verständlich. Auch wenn das Leben oft schwer ist, hängen wir sehr daran. Dass wir nicht wissen, was nach dem Tod kommt, macht den Gedanken daran noch schwieriger, noch abstrakter.
William Shakespeare
Es dauert einige Zeit, Abschied zu nehmen
Oft kommen die Angehörigen nach der Beisetzung zum ersten Mal richtig zur Ruhe, denn bis zu diesem Ereignis ist der organisatorische Aufwand beträchtlich. Oft realisieren die Angehörigen erst nach der Bestattung ganz und gar, dass ein geliebter Mensch gegangen ist. Dies führt dazu, dass oftmals die ersten Tage und Wochen nach der Bestattung die schwersten sind. Oft vergehen mehrere Monate, bis es wirklich gelingt, loszulassen und Abschied zu nehmen. Wichtig ist es, sich hier auf keinen Fall unter Druck zu setzen oder die Trauer zu verdrängen. Es braucht Zeit und Kraft, den Tod eines Menschen zu überwinden, der einem sehr nahe gestanden hat. Der Alltag kann hier durchaus ein Gerüst sein, das uns hilft, uns mit der neuen Situation zurechtzufinden.
Unterstützung beim Abschied nehmen
Auch die Nähe und Zuneigung geliebter Menschen ist so gut wie immer hilfreich, wenn es darum geht, sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Gespräche und Gemeinschaft können dabei helfen, das Gefühl der Leere und Einsamkeit zu verarbeiten und die Trauer allmählich zu lindern. Oft reicht es, sich mit nahe stehenden Menschen auszutauschen, um neuen Lebensmut zu finden und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Wenn sich jedoch nach vielen Monaten keine spürbare Besserung einstellt, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Abschied nehmen mithilfe psychologischer Betreuung
Psychologische Unterstützung ist in unserer Gesellschaft immer noch zu einem gewissen Grade tabuisiert. Während viele Menschen recht freimütig und ausführlich über ihre körperlichen Krankheiten sprechen, ist es nach wie vor eher unüblich, darüber zu reden, dass man psychologische Hilfe in Anspruch nimmt. Das führt dazu, dass dieser Schritt oft viel zu lange hinausgezögert wird. Natürlich lohnt es sich, Probleme selber und ohne fremde Hilfe zu lösen. Doch man sollte erkennen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, sich auch bei seelischen Problemen professionelle Unterstützung zu holen. Insbesondere wenn der Tod unerwartet eintritt, ist es in vielen Fällen sinnvoll, sich von einem auf Trauerarbeit spezialisierten Therapeuten behandeln zu lassen.
Die therapeutische Arbeit ist keineswegs unangenehm, es kommt regelmäßig vor, dass Menschen, die den Entschluss gefasst haben, sich psychotherapeutisch unterstützen zu lassen, nach einiger Zeit sehr glücklich mit diesem Entschluss sind und sich fragen, weswegen sie ihn so lange hinausgezögert haben. Sehr wichtig ist natürlich der persönliche Draht zum Therapeuten. Ein Psychologe kann noch so versiert und erfahren sein, wenn ein Patient sich in seiner Gegenwart nicht wohlfühlt, kann kein Vertrauen entstehen. Unter diesen Umständen ist es kaum möglich, gedeihliche Trauerarbeit zu leisten, oft werden die gemeinsamen Sitzungen eher als Belastung empfunden. Dementsprechend ist es sehr wichtig, wenn Sie sich entschließen, sich psychologisch betreuen zu lassen, den Therapeuten sorgfältig auszuwählen. Das wichtigste Kriterium ist hier schlicht und ergreifend Ihr persönliches Bauchgefühl.
Auch besondere Aktivitäten, die den Alltag durchbrechen, können hilfreich sein, wenn es darum geht, Abschied zu nehmen und ein neues Leben zu beginnen. Eine Alternative zu professionellen Einrichtungen bei der Trauerarbeit sind Selbsthilfegruppen. Auch eine Trauerreise ist eine Option. Sie bietet neben psychologischer Betreuung auch die Möglichkeit, in einer neuen Umgebung mit anderen Trauernden zu sprechen und gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, wie etwa Sport.
Abschied nehmen bei Kindern
Ein besonderer Fall ist es, wenn Kinder Abschied von einem geliebten Menschen nehmen müssen. Ihnen sollte besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Oft zeigen sie ihre Trauer nicht und verhalten sich aus Angst still. Es hängt von Alter, Entwicklung und Naturell eines Kindes ab, wie es den Tod wahrnimmt.
Kleinkinder und Vorschulkinder können dem Tod noch keine klare Bedeutung zuweisen. Bei älteren Kindern entwickelt sich allmählich die abstrakte Vorstellung von der Endgültigkeit des Todes. Oft führt dies zu Trennungsängsten. Kinder klammern verstärkt an ihre Eltern, weigern sich in die Schule zu gehen oder wollen nachts nicht allein schlafen. Damit Kinder mit ihrer Trauer umgehen und sie verarbeiten können, sollten Sie das Thema offen ansprechen. Auch Kinder sollten die Möglichkeit haben, sich noch einmal vom Verstorbenen zu verabschieden und an der Beisetzung teilzunehmen. Eltern sollten aber auch akzeptieren, wenn Kinder zunächst nicht am Grab sein wollen.